Author Archive » Christoph Eder

Bordmittel für Führungskräfte

Was zeichnet eine gute Führungskraft im Krankenhaus aus?

Selbst Resilienz. Effektive Kommunikation. Emotionale Intelligenz.

Wie kraftvoll diese Mischung ist, hat diese Gruppe zwei Tage lang selbst erlebt. Meine Arbeitstechnik: Ich verordne Bordmittel für kritische Situationen.
Rezeptfrei und wirkungsvoll. Als Führungskraft im Gesundheitsbereich ist man derzeit massiv gefordert.
Umso wichtiger ist es, genau solche Bordmittel bei sich zu haben, wenn man sie braucht.

Die neuen Jungen

Ist es meine selektive Wahrnehmung? Bei den Veranstaltungen mit dem Zielpublikum jüngere Ärzt:innen erlebe ich eine künftige Berufsgruppe, die interessiert, zielstrebig, nüchtern, was die Fakten anbelangt und gleichzeitig hoch motiviert ist und sich traut, ihre Meinung zu sagen. Ich bin optimistisch, dass die mitunter brutalen Hierarchie-Riten im Krankenhaus diese Generation nicht brechen werden. Im Zweifelsfall werden die Ärzt:innen von Morgen nicht lange im System Krankenhaus arbeiten. Jedenfalls ist es immer wieder eine Freude, den Alumni Club der MedUni Wien zu moderieren.

Fotocredit: Alumni Club der MedUni Wien / Martin Hörmandinger

Eine ungesunde Kluft

Mein Moderatorinnen-Herz geht auf. Hochkarätige Runde. Eine coole Location. Ein Thema mit Brisanz: die Geschlechterkluft in der Medizin.
Die Diagnose von Herzinfarkt und Schlaganfall findet bei Frauen deutlich später statt. In den medizinischen Netzwerken fördert Mann das eigene Geschlecht. Und in der Pflege befinden wir uns bereits in einer veritablen Krise. Meine Befürchtung: Tausende Frauen werden in nächsten Jahren das Handtuch werfen. Warum? Weil sie in einem System arbeiten, welches Wertschätzung und Vertrauen außen vor lässt.

Fotocredit: Adrian Almasan

Folgen Sie dem roten Pfeil!

„Folgen Sie dem roten Pfeil!“ Die Stationsassistentin am Krankenhaus Schalter sagt diesen Satz 110 Mal am Tag. So viel Patienten suchen diese Spitalsambulanz auf. Assistentin Irene hält die Leute „einfach für z’deppat, einem roten Pfeil zu folgen“. Nach der Anmeldung am Ambulanz-Schalter muss der Patient dem roten Pfeil folgend vor dem Untersuchungsraum Platz nehmen. 99 gehen laut Irene in die falsche Richtung oder verirren sich in den Gängen des Krankenhauses. Entsprechend genervt reagiert die Stationsassistentin auf Patienten Fragen.

Irenes Job lautet: Den Flaschenhals an der Anmeldung am Durchlaufen halten. Rasch und komplikationsfrei in Zeiten von Personalnotstand und zu langen Wartezeiten. Willkommen in Irenes Welt. Die Welt der 110 Patienten lautet: „Hoffentlich hab‘ ich nichts Ernstes?“; „Was passiert jetzt?“; „Wer holt die Kinder vom Kindergarten ab?“; „Was wird der Chef sagen, wenn ich so lange weg bin?“ Der rote Pfeil verschwimmt angesichts der Sorgen und Ängste.
Es ist ein Clash zweier unterschiedlicher Welten. Und es gibt nur einen einzigen Richtungsweiser, der funktioniert: gute Kommunikation, die die Brücke zwischen der Welt Irenes und der Patienten schlägt.

Im Unterricht angesteckt

Für mich jedes Mal ein Aha-Erlebnis: Emotionen sind auch online ansteckend! Dieses Phänomen hilft mir, wenn ich herausfordernde Kommunikation mit Patienten wie diese Woche für die Uni online unterrichte. Für real life Szenen sorgte Schauspieler Alexander. Und so konnten die Studierenden die bittere Realität des derzeitigen Krankenhaus-Alltags üben: den Umgang mit einem emotionalen Patienten-Tsunami. Nicht, weil Patienten insgesamt böser, oder Ärzte und Pflegekräfte inkompetenter geworden sind, sondern weil das System massiv krankt.

Britta Blumencron